2018 Die Wurst macht´s!

„Um Chrästowend kit bei eas geriichert Wurst uch Fliisch of den Däsch, derzea Kompest uch Palekes!“ „Salwest gemocht mess sa ower seng!“ hört man meistens von den Siebenbürger Sachsen noch hinterher.

Das sagen wir uns auch hier in Ulm und treffen uns seit einigen Jahren in der Vorweihnachtszeit zum „Wurst machen“.

Bei unserem gemeinsamen „Wurst machen“ wird hart gearbeitet: das gemahlene Fleisch wird traditionell mit Salz, Pfeffer und Knoblauch gewürzt, mit der Hand geknetet und mit selbst entworfenen und hergestellten „Füllmaschinen“ werden die Würste gemacht.

In diese Wurst kommen aber noch ganz besondere Würzmittel: unsere gute Laune und der Spaß bei der Arbeit, unser Lachen und als besondere Zugabe die Erzählungen von früher.

Eine Geschichte mit der unsere Wurst dieses Jahr „gewürzt“ wurde, erzählte uns Eduard Paskuly: Jeder Metzger brachte seine eigenen Messer und seinen Wetzstein zum Schlachten mit. Diese Messer mussten natürlich gut schneiden, damit die Arbeit voran ging. Zu Beginn jedoch war das Messer des Metzgers so stumpf, dass es dem Metzger unmöglich war loszulegen und den ersten Schnitt durchzuführen. Verzweifelt schaute der Metzger in die Runde und sein Blick blieb an der Frau des Hauses hängen. Die gute Hausfrau wusste sofort welche Hilfe benötigt wurde und brachte für den Metzger und seine Helfer schnell einen „Stampel Pali“. Nach dem Pali drehte sich das Messer wie durch Zauberhand in der Hand des Metzgers, war scharf geschliffen und die Arbeit konnte voran gehen. Bis zum Abend waren alle Arbeiten erledigt und sogar die Bodendielen gescheuert. Bei uns in Reußdorf gab es abends nach getaner Arbeit für alle Helfer und für uns Kinder „ Kroinlawend“ und „gebratene Kochwurst“ (saure Meerrettichsuppe und gebratene Wurst aus den Innereien).

Auch bei uns in Ulm gab es zum Abschluss des Tages ein gemeinsames Abendessen. Wir haben die frische Wurst verköstigt, dazu Palukes (Polenta) und eingelegtes Kraut. Es gab auch Polenta mit Käse. Für sächsische Insider: „Kloitzen oder Kliotzken oder Taurlengpalekes“. Natürlich hat auch der Pali nicht gefehlt, wie denn auch?

Ich bin mir ziemlich sicher, dass jedes Mal, wenn diese Wurst bei uns und unseren Freunden auf den Tisch kommt, die Erinnerungen an diesen schönen Nachmittag wieder aufleben und die Lust uns erhalten bleibt, nächstes Jahr wieder dafür zu sorgen, dass nach alter Tradition wieder selbstgemachte Wurst am Weihnachtsabend auf den Tisch kommt.

Aje uch Gotterhauldich!

Monika Melas